Dr. Eugen Moses Kaufmann
Dr. Eugen Moses Kaufmann (*1867) lebte seit 1930 an verschiedenen Orten in Freiburg. Seine letzte Adresse war ab 1932 die „Pension Maximilian“ in der Schwaighofstraße 6 im Stadtteil Wiehre. Den Gedanken an eine mögliche Ausreise konnte er vor 1940 nicht mehr verwirklichen, und so wurde auch er am 22./23. Oktober verhaftet und ins Lager Gurs deportiert.
In einem handschriftlichen Schreiben von Februar 1940 erhob Dr. Kaufmann gegenüber dem Finanzamt Freiburg Einspruch gegen den bereits erfolgten Bescheid zur Einziehung der sogenannten „Reichsfluchtsteuer“, da ihm eine Auswanderung im Frühjahr 1940 nicht mehr möglich sei.
Unter den furchtbaren Bedingungen im Camp de Gurs litt Eugen Moses Kaufmann so sehr, dass er sich am 1. November 1940, rund eine Woche nach seiner Ankunft im Lager Gurs, im Alter von 73 Jahren das Leben nahm.
Auch zwei weitere Freiburger*innen, Therese Loewy und Max Frank, nahmen sich im Zuge der Verhaftung am 22. Oktober 1940 noch in ihren Wohnungen das Leben.
Lili Reckendorf, die zeitgleich im Lager Gurs interniert war, erwähnt in ihrem Bericht über ihre Zeit in Südfrankreich auch Dr. Eugen Moses Kaufmann. Über die Ankunft und die ersten Tage im Lager schreibt sie:
“Dr. Kaufmann, ein sehr ästhetischer 72jähriger, ließ einen furchtbaren Seufzer und sagte: ‚Schrecklich, alles graue Hütten!‘ Das ist meine letzte Erinnerung an ihn, ein furchtbares Elend sprach aus der Stimme. Acht Tage nachher hat er sich mit Mitteln das Leben genommen. Er hat den Dreck und den Lärm, das Gewoge und – als Blasenleidender – die furchtbaren Latrinenverhältnisse nicht ertragen. Ich stand später manchmal an seinem lieblosen Grab.”