Krieg, Grenzen und Vertreibungen
Die Nationalsozialisten wollten die nach dem Ersten Weltkrieg geschaffene europäische Ordnung ersetzen. Ihr Ziel war ein koloniales Großreich unter rassistischen Vorzeichen. Die militärischen Erfolge ermöglichten
brutale Vertreibungen, die von Anfang an auch mit Mord einhergingen. Dabei stand der Osten Europas im Fokus des NS-Regimes und wurde zum Zentrum der Gewalt.
Selbsternannte „Westforscher“ erarbeiteten in akademischen Kreisen eine Strategie, die auf die Zerteilung Frankreichs hinauslaufen sollte. Die deutsche Wehrmacht überfiel Frankreich am 10. Mai 1940. Sechs Wochen später wurde ein Waffenstillstand vereinbart. Das Resultat war die Teilung Frankreichs in eine besetzte und unbesetzte Zone. Als Sitz wählte die französische Regierung die Stadt Vichy.
Die Pläne für Frankreich folgten nüchternen militär- und europastrategischen Überlegungen, die von Kollaboration und Kooperation bis zu Annektierung, Besatzung und Terror reichten.
Gaue waren die regionalen Verwaltungseinheiten der NSDAP. Der Gau Westmark (bis 1940 Saarpfalz genannt) bestand zunächst aus dem Gebiet der Pfalz. Hinzu kam nach der Abstimmung 1935 das Saargebiet – und ab 1940 de facto auch Lothringen.
Nach dem Sieg im Juni 1940 wurde die jüdische Bevölkerung aus Lothringen und dem Elsass sowie aus Luxemburg in den Süden Frankreichs vertrieben. Außerdem wurden deutsche Staatsbürger* innen von dort zurück ins Reich gebracht. Es handelte sich zum Teil um Menschen, die zu Kriegsbeginn von der französischen Regierung als „feindliche Ausländer“ interniert worden waren – auch im Lager Gurs. In der NS-Zeitung Der Führer wurde die „menschen unwürdige Behandlung“ der Menschen in französischer Haft betont, die „durch die deutsche SS befreit“ worden waren. Die Zeitung erschien mit einer Auflage von mehr als 80.000 Exemplaren in Karlsruhe. Herausgeber war der badische Gauleiter Robert Wagner, der wenige Monate später die Deportation nach Gurs initiierte.
Die Eroberungszüge der Wehrmacht sorgten bei vielen Deutschen für Begeisterung. Sie fanden schnell Eingang in die Lehrpläne und Schulbücher und befl ügelten die Fantasie der Kinder – hier zu sehen in der Zeichnung des achtjährigen Stuttgarter Schülers Helmut Friedrich Fröhner.