Erinnerung

Bis weit in die 1960er Jahre hinein waren es vor allem die wenigen nach Deutschland zurückgekehrten Überlebenden, die versuchten, die Erinnerung an die Verfolgung und Ermordung wach zu halten.

Die meisten Zeitgenoss*innen schwiegen – aus Schuld, Scham oder Gleichgültigkeit. In Baden schlossen sich einige Gemeinden bereits Ende der 1950er Jahre zusammen, um den Friedhof in Gurs zu pflegen. Schließlich hielten lokale Initiativen die Erinnerung wach und rekonstruierten in jahrzehntelanger Arbeit vieles, was vergessen werden sollte – oder im Schweigen der Generationen untergegangen war.

© Stadtarchiv Emmendingen, Städtische Bildersammlung
Foto eines unbekannten Fotografen/einer unbekannten Fotografin, 18.1.1948

Mit Hilfe der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) konnte Rolf Weinstock am 18. Januar 1948 einen Gedenkstein am Friedhof in Emmendingen einweihen. Dieser war bereits am Tag zuvor mit einem Hakenkreuz beschmiert worden. 1951 wurde der Stein erneut geschändet und umgestürzt. Ein Jahr später starb Rolf Weinstock an den Spätfolgen der Verfolgung. Seit den 1970er Jahren finden hier regelmäßig Gedenkveranstaltungen statt.

Rolf Weinstock, Das wahre Gesicht Hitler-Deutschlands, 1948, Singen

Rolf Weinstock war einer der wenigen der nach Gurs Verschleppten, der Verfolgung, Deportation und Konzentrationslager überlebt hatte. Seine Erinnerungen erschienen mit Genehmigung der französischen Besatzungsbehörden bereits 1948. Dem Buch stellte er eine bemerkenswerte Botschaft voran: „Alles, was meine Leidensgenossen und ich erlitten und gelitten haben, wir wollen es hinnehmen, als seien wir vom Schicksal dazu ausersehen – wenn das deutsche Volk daraus die Lehren zieht, die es ziehen muss.“ Große Verbreitung fand das Buch nicht.

© Badische Volkszeitung
„Sind die Badischen Juden vergessen?“, 10.8.1957

Nach der Veröffentlichung dieses Berichts über den Zustand des Friedhofs in Gurs im August 1957 ergriff der Karlsruher Oberbürgermeister Günther Klotz die Initiative zu dessen Instandsetzung. Vom Oberrat der Israeliten Badens unterstützt, wurde der Friedhof ab 1961 restauriert und 1963 neu eingeweiht. Seither wird er von der Arbeitsgemeinschaft zur Unterhaltung und Pflege des Deportiertenfriedhofs in Gurs gepflegt. Diese besteht inzwischen aus 16 badischen Städten sowie dem Bezirksverband Pfalz.

Noch in den 1980er Jahren waren detaillierte Informationen über die Verfolgung und Ermordung der Jüdinnen und Juden in der eigenen Region schwer zugänglich. Dennoch hatten lokale Initiativen bereits an vielen Orten der Bundesrepublik begonnen, die Geschichte der jüdischen Gemeinden und das Schicksal der Verfolgten zu erforschen. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten entstanden Gedenkbücher und Lokalstudien, die heute ein wichtiger Bestandteil der Forschung sind. Diese Anfrage entstand im Rahmen der Recherche für die Ausstellung Zehn statt tausend Jahre, die 1989 im Saarbrücker Schloss eröffnet wurde.<br />
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Liste der Saarländer, die 1940 in Gurs interniert und 1942 und 1943 über Drancy nach Auschwitz deportiert wurden, 23.7.1987
© Mémorial de la Shoah, DCXVII-2
Noch in den 1980er Jahren waren detaillierte Informationen über die Verfolgung und Ermordung der Jüdinnen und Juden in der eigenen Region schwer zugänglich. Dennoch hatten lokale Initiativen bereits an vielen Orten der Bundesrepublik begonnen, die Geschichte der jüdischen Gemeinden und das Schicksal der Verfolgten zu erforschen. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten entstanden Gedenkbücher und Lokalstudien, die heute ein wichtiger Bestandteil der Forschung sind. Diese Anfrage entstand im Rahmen der Recherche für die Ausstellung Zehn statt tausend Jahre, die 1989 im Saarbrücker Schloss eröffnet wurde.

Liste der Saarländer, die 1940 in Gurs interniert und 1942 und 1943 über Drancy nach Auschwitz deportiert wurden, 23.7.1987
Liste der Saarländer, die 1940 in Gurs interniert und 1942 und 1943 über Drancy nach Auschwitz deportiert wurden, 23.7.1987
© Mémorial de la Shoah, DCXVII-2
Liste der Saarländer, die 1940 in Gurs interniert und 1942 und 1943 über Drancy nach Auschwitz deportiert wurden, 23.7.1987