Mordfabriken

Getreu der im Protokoll der Wannsee-Konferenz vom 20. Januar 1942 festgehaltenen Vorgabe, „Europa vom Westen nach Osten“ nach Jüdinnen und Juden zu „durchkämmen“, organisierte das Reichssicherheitshauptamt ab März 1942 auch Deportationen aus Frankreich.

Ab August 1942 ließen die französischen Behörden viele Jüdinnen und Juden aus Gurs und anderen Lagern der unbesetzten Zone nach Drancy bringen. Von dort wurden sie nach Auschwitz-Birkenau und Sobibor deportiert. Von den mehr als 75.000 aus Frankreich verschleppten Jüdinnen und Juden waren zwei Drittel Ausländer. Insgesamt überlebten nur 2.500 der Deportierten.

© Courtesy of the Ghetto Fighters House Art Collection Israel, 2418
Zeichnung von Joseph Richter, Auf den Gleisen nach Sobibor, 1943

Sobibor, östlich von Lublin, war kein Lager im eigentlichen Sinne, sondern ein Mordzentrum. Hier wurden 180.000 Jüdinnen und Juden ermordet. Die Zeichnung stammt von Joseph Richter und ist rückseitig Polnisch beschriftet: „Eine Hand links neben dem Gleis, nachdem ein Transport nach Sobibor vorbeigekommen war“. Berichten zufolge versuchten die Eingesperrten, durch den Boden der Züge zu entkommen. Sprangen sie aus dem fahrenden Zug auf die Gleise, liefen sie Gefahr, von diesem überrollt zu werden.

Näheres zum Leben des Künstlers ist nicht bekannt. Seine Zeichnungen wurden nach der Befreiung auf einem Bauernhof gefunden. Wahrscheinlich hat er nicht überlebt.

Léa Feldblum war eine der Betreuerinnen des Kinderheims in Izieu. Zusammen mit den Kindern wurde sie am 6. April 1944 von der Gestapo verhaftet und nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Sie war die einzige Überlebende dieser Razzia und berichtete nach der Befreiung:<br />
„Drei Tage und zwei Nächte Fahrt in plombierten Viehwagen. Es fiel trotz der mit Brettern vernagelten Fenster Licht hinein. Ohne Wasser, ohne zu wissen, wohin wir gebracht wurden, behielten die Kleinen ihr Lächeln, und von Zeit zu Zeit suchten sie die schützende Nähe der Erwachsenen, um zu fragen, wohin wir fuhren. […] Das angsterfüllte Gesicht unschuldiger Kinder, die das Land, in dem sie so viel Spaß hatten, nie wiedersahen, bleibt für immer im Herz einer Frau eingeschrieben.“<br />
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Aussage und Fragebogen von Léa Feldblum, 1945
© Archives départementales de l’Hérault, fonds de la FNDIRP-Hérault, 168 J 16
Léa Feldblum war eine der Betreuerinnen des Kinderheims in Izieu. Zusammen mit den Kindern wurde sie am 6. April 1944 von der Gestapo verhaftet und nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Sie war die einzige Überlebende dieser Razzia und berichtete nach der Befreiung:
„Drei Tage und zwei Nächte Fahrt in plombierten Viehwagen. Es fiel trotz der mit Brettern vernagelten Fenster Licht hinein. Ohne Wasser, ohne zu wissen, wohin wir gebracht wurden, behielten die Kleinen ihr Lächeln, und von Zeit zu Zeit suchten sie die schützende Nähe der Erwachsenen, um zu fragen, wohin wir fuhren. […] Das angsterfüllte Gesicht unschuldiger Kinder, die das Land, in dem sie so viel Spaß hatten, nie wiedersahen, bleibt für immer im Herz einer Frau eingeschrieben.“

Aussage und Fragebogen von Léa Feldblum, 1945
© Das Buch des Alfred Kantor, 1987, Berlin
Zeichnung Alfred Kantors von seiner Ankunft am 18.12.1943 in Birkenau

Bis zur Errichtung einer Rampe auf dem Gelände von Auschwitz-Birkenau im Mai 1944 kamen die Transporte außerhalb des Lagers an. Fast alle Transporte – auch die aus Frankreich – erreichten diese Rampe nachts. Dort erfolgte dann der mörderische Selektionsprozess, bei dem wenige zur Zwangsarbeit und die meisten Ankommenden direkt zur Ermordung bestimmt wurden.

Im Gegensatz zu Joseph Richter überlebte der tschechische Jude Alfred Kantor und begann unmittelbar nach der Befreiung, seine Erlebnisse in Zeichnungen zu verarbeiten.