Täter*innen und Tathorizonte
Seit dem 19. Jahrhundert existierte der antisemitische Plan, europäische Jüdinnen und Juden auf die Insel Madagaskar zu deportieren.
1940 lebten solche Planungen im Auswärtigen Amt und im Reichssicherheitshauptamt wieder auf. Die vom Krieg veränderten Rahmenbedingungen eröffneten allerdings neue und wesentlich radikalere Möglichkeiten. Das NS-Regime vertrieb aus den besetzten Gebieten in Polen wie in Frankreich die jüdische Bevölkerung mit brutaler Gewalt. Aus dem Elsass und Lothringen wurden darüber hinaus auch Teile der nicht-jüdischen französischen Bevölkerung vertrieben.

Der saarpfälzische Gauleiter und radikale Antisemit Josef Bürckel gab sich volksnah. Das Propagandafoto inszeniert ihn bei einem Eintopfessen anlässlich der Rückkehr der Bevölkerung in die zuvor aus militärischen Gründen geräumten Grenzgebiete im Juli 1940. Er wurde nun auch zum Chef der deutschen Besatzungsverwaltung in Lothringen ernannt, der badische Gauleiter Robert Wagner übernahm das Elsass. In ihrer neuen Funktion sahen die beiden die Chance, die Jüdinnen und Juden aus ihren Gauen zu deportieren. Es ist davon auszugehen, dass sie auf eigene Initiative handelten, der Zustimmung Adolf Hitlers aber sicher sein konnten.