In Gurs gezeichnet

Neben schriftlichen Zeugnissen sind auch viele Zeichnungen aus Gurs überliefert, die einen Einblick in den Lageralltag aus der Perspektive der Internierten geben.

Die 1921 in Mannheim geborene Eva Liebhold hielt in einem Bilderbuch ihre Erinnerungen an das Camp de Gurs fest. Die Zeichnungen zeigen ausschließlich Frauen in unterschiedlichen Alltagssituationen im Lager: auf dem Weg zur Toilette („Hochburg“), beim Wäscheaufhängen, beim Kaffeeholen, an der Essens- oder Brotausgabe. Sie zeichnete auch Frauen beim Grabendienst oder im Waschraum.

Im Bilderbuch findet sich auch die Zeichnung eines das Lager verlassenden Lieferwagens mit der Bildunterschrift: „Unsere Sehnsucht: Der Schlagbaum öffnet sich, hinaus in die Freiheit!“, ein Wunsch, der sich nicht erfüllen sollte. Eva Liebhold wurde 1942 zusammen mit ihrer Mutter über Drancy nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort wurde sie ermordet.

Weitere Zeichnungen von Inhaftierten enthält die Sammlung der damals in Gurs tätigen Schweizer Krankenschwester Elsbeth Kasser.

© Mémorial de la Shoah, DS_O_3771
Mickey au camp de Gurs, Horst Rosenthal, 1942

Mit gekonntem Strich und einer gehörigen Portion Sarkasmus zeichnete Horst Rosenthal, der 1933 nach Frankreich geflüchtet und ab 1940 in Gurs gefangen war, den Comic Mickey au camp de Gurs. Im September 1942 wurde er nach Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet.