Im Fokus

Im Vergleich zu späteren Deportationen in den Osten wurde die zum Abtransport aufgeforderte Bevölkerung im Oktober 1940 auf ihrem Weg zu Sammelstellen und Bahnhöfen relativ häufig fotografiert. Aus Bretten, Bruchsal, Emmendingen, Gailingen, Kippenheim, Ludwigshafen, Lörrach und Tauberbischofsheim sind Bilder überliefert. Offenbar gab es wenig Hemmungen – und keine offiziellen Verbote. Fotografiert haben Polizisten und Umstehende. Dem Stadtarchiv Bruchsal liegt sogar eine kurze Filmsequenz vor, die in eine Stadtchronik eingefügt wurde.

Das Filmmaterial der Deportation aus der Stadt und dem Landkreis Bruchsal vom 22. Oktober 1940 zeigt Jüdinnen und Juden, die unter Bewachung zum Zug gebracht werden. In jahrelanger Arbeit ist es einer Bürgerinitiative gelungen, einige von ihnen zu identifizieren: In der Mitte des Bildes müht sich der sechsundsiebzigjährige Arzt Walter Grzymisch mit seinem Koffer zum Zug. Über seinem Arm trägt er einen zweiten Mantel: Der Winter steht bevor. Walter Grzymisch wurde im März 1944 in Auschwitz-Birkenau ermordet.<br />
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Standbilder eines Films eines unbekannten Fotografen / einer unbekannten Fotografin, 22.10.1940
© Stadtarchiv Bruchsal
Das Filmmaterial der Deportation aus der Stadt und dem Landkreis Bruchsal vom 22. Oktober 1940 zeigt Jüdinnen und Juden, die unter Bewachung zum Zug gebracht werden. In jahrelanger Arbeit ist es einer Bürgerinitiative gelungen, einige von ihnen zu identifizieren: In der Mitte des Bildes müht sich der sechsundsiebzigjährige Arzt Walter Grzymisch mit seinem Koffer zum Zug. Über seinem Arm trägt er einen zweiten Mantel: Der Winter steht bevor. Walter Grzymisch wurde im März 1944 in Auschwitz-Birkenau ermordet.

Standbilder eines Films eines unbekannten Fotografen / einer unbekannten Fotografin, 22.10.1940
Im Film sind viele ältere Männer und Frauen zu sehen. Dies entspricht der Altersstruktur der jüdischen Restgemeinden nach jahrelanger Verfolgung. Vor allem Jüngere waren vorher geflohen oder vertrieben worden. Es sind aber auch einige Kinder zu sehen: Am rechten Bildrand überquert Edith Löb mit einem Hutkoff er die Gleise. Die Vierzehnjährige wurde im November 1941 von einer französischen Hilfsorganisation aus dem Lager in Rivesaltes in ein Kinderheim gebracht. Als die Situation dort kritisch wurde, erhielt sie eine falsche Identität und überlebte in einem von dem Kinderhilfswerk Œuvre de secours aux enfants (OSE) gemieteten Schloss im Departement Creuse. Da ihre Mutter in Auschwitz-Birkenau ermordet worden war, emigrierte Edith Löb nach der Befreiung allein zu ihrem 1938 in die USA geflohenen Vater.<br />
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Standbilder eines Films eines unbekannten Fotografen/einer unbekannten Fotografin, 22.10.1940
© Stadtarchiv Bruchsal
Im Film sind viele ältere Männer und Frauen zu sehen. Dies entspricht der Altersstruktur der jüdischen Restgemeinden nach jahrelanger Verfolgung. Vor allem Jüngere waren vorher geflohen oder vertrieben worden. Es sind aber auch einige Kinder zu sehen: Am rechten Bildrand überquert Edith Löb mit einem Hutkoff er die Gleise. Die Vierzehnjährige wurde im November 1941 von einer französischen Hilfsorganisation aus dem Lager in Rivesaltes in ein Kinderheim gebracht. Als die Situation dort kritisch wurde, erhielt sie eine falsche Identität und überlebte in einem von dem Kinderhilfswerk Œuvre de secours aux enfants (OSE) gemieteten Schloss im Departement Creuse. Da ihre Mutter in Auschwitz-Birkenau ermordet worden war, emigrierte Edith Löb nach der Befreiung allein zu ihrem 1938 in die USA geflohenen Vater.

Standbilder eines Films eines unbekannten Fotografen/einer unbekannten Fotografin, 22.10.1940
Die Filmaufnahmen zeigen auch die Täter. Die mit Gewehren bewaffneten Ordnungspolizisten hatten den Auftrag, den Zug zu bewachen. Anzunehmen ist, dass es sich um Mitglieder des in Straßburg stationierten Polizeibataillons 74 handelte. Die Polizisten wurden 1941 dem Befehlshaber der Sicherheitspolizei in Krakau, Eberhard Schöngarth, unterstellt. Viele von ihnen waren direkt in den Massenmord an den Jüdinnen und Juden verstrickt. Schöngarth nahm im Januar 1942 an der Wannsee-Konferenz teil.<br />
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Standbilder eines Films eines unbekannten Fotografen/einer unbekannten Fotografin, 22.10.1940
© Stadtarchiv Bruchsal
Die Filmaufnahmen zeigen auch die Täter. Die mit Gewehren bewaffneten Ordnungspolizisten hatten den Auftrag, den Zug zu bewachen. Anzunehmen ist, dass es sich um Mitglieder des in Straßburg stationierten Polizeibataillons 74 handelte. Die Polizisten wurden 1941 dem Befehlshaber der Sicherheitspolizei in Krakau, Eberhard Schöngarth, unterstellt. Viele von ihnen waren direkt in den Massenmord an den Jüdinnen und Juden verstrickt. Schöngarth nahm im Januar 1942 an der Wannsee-Konferenz teil.

Standbilder eines Films eines unbekannten Fotografen/einer unbekannten Fotografin, 22.10.1940
Am typischen Helm, dem Tschako, ist auch ein lokaler Schutzpolizist zu erkennen, der an diesem Dienstag half, die Jüdinnen und Juden zum Bahnhof zu bringen. Am Güterschuppen hatten sich viele Zuschauende eine gute Sicht auf den Abtransport ihrer Nachbar*innen gesichert. Was der Film nicht zeigt, sind die Misshandlungen. Ein Bahnhofsbeamter erinnerte sich später, dass die Jüdinnen und Juden „die Treppe hinuntergestoßen, angespuckt und angerempelt wurden“.<br />
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Standbilder eines Films eines unbekannten Fotografen/einer unbekannten Fotografin, 22.10.1940
© Stadtarchiv Bruchsal
Am typischen Helm, dem Tschako, ist auch ein lokaler Schutzpolizist zu erkennen, der an diesem Dienstag half, die Jüdinnen und Juden zum Bahnhof zu bringen. Am Güterschuppen hatten sich viele Zuschauende eine gute Sicht auf den Abtransport ihrer Nachbar*innen gesichert. Was der Film nicht zeigt, sind die Misshandlungen. Ein Bahnhofsbeamter erinnerte sich später, dass die Jüdinnen und Juden „die Treppe hinuntergestoßen, angespuckt und angerempelt wurden“.

Standbilder eines Films eines unbekannten Fotografen/einer unbekannten Fotografin, 22.10.1940
© Marchivum, KF013139, KF013142
Foto eines unbekannten Fotografen/einer unbekannten Fotografin, 22.10.1940

Das Foto zeigt Jüdinnen und Juden, die auf die Durchsuchung ihres Gepäcks und den Zwangsumtausch der ihnen verbliebenen Barmittel warten. Elsa Löb (mit Brille), die an der Kamera vorbei blickt, wurde 1942 in Auschwitz-Birkenau ermordet. Ludwig Pinkus (mittig), der in die Kamera schaut, überlebte, starb aber schon 1947 in Aix-les-Bains. Über die Frau mit der Decke über der Schulter ist nichts bekannt.