Lydia Bloch
Lydia Bloch (*1899) lebte bis 1940 gemeinsam mit ihrem Mann Meier Friedrich Bloch (*1888) und ihrer Tochter Gertrude „Trude“ Bloch (*1923) in der Eschholzstraße 84 im Stadtteil Stühlinger. Ihr Mann betrieb dort in der Breisacher Straße 15, der heutigen Colmarer Straße 8, eine Bäckerei. Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten 1933 entschieden sich die Eheleute Bloch bewusst gegen eine mögliche Emigration, da sie ihre Heimat Freiburg nicht verlassen wollten.
Die Nichte der Blochs, Renate Haberer-Krauss, beschreibt ihre Tante Lydia folgendermaßen:
“Lydia Bloch – sie war die älteste Schwester meines Vaters – hatte rötlichblonde Haare, große blaue Augen und ein nettes Gesicht. Sie war ungefähr 1,65 Meter groß und ein bisschen pummelig. Sie hatte eine besonders schöne Haut, sie brauchte keine Brille, war sehr freundlich, sehr energisch, sehr temperamentvoll, sehr hilfsbereit, sehr klug, sehr geschickt und sehr beliebt. Sie war eine wunderbare Köchin und Konditorin. Sie war sehr gastfreundlich und sehr großzügig. […] Mein Papa hätte sie aus dem Lager bringen können, aber nicht Onkel Friedrich, so ging sie mit ihrem Mann in den sicheren Tod.”
Am 22./23. Oktober 1940 wurde die Familie in Freiburg verhaftet und ins Lager Gurs am Nordrand der Pyrenäen deportiert. 1941 erfolgte die Weiterdeportation in das südfranzösische Lager Rivesaltes, etwa 350 km östlich von Gurs gelegen. Von dort aus wurden Lydia Bloch und ihr Mann am 2. August 1942 zunächst in das Lager Drancy, und am 14. August 1942 weiter ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie in den Gaskammern ermordet wurden. Lydia Bloch wurde 43 Jahre alt.
Diese im Juni 1950 in Paris ausgestellte Bescheinigung dokumentiert Lydia Blochs Deportation vom Lager Rivesaltes über Drancy in Richtung Osten im August 1942. Bei dem „Bureau des Fichiers et de l’Etat-Civil-Déportés“ handelte es sich um eine französische Einrichtung, die nach dem Ende des Krieges mit der Erfassung der Deportierten betraut war.
Ihre Tochter, Trude Bloch, konnte von Helfer*innen der Organisation „Œuvre de secours aux enfants“ (OSE) aus dem Lager Rivesaltes gerettet werden. Sie überlebte den Krieg und die Shoah mithilfe der protestantischen Frauenorganisation CIMADE versteckt an verschiedenen Orten in Frankreich und emigrierte 1946 in die USA.
Im Juni 1950 teilte Nathan Rosenberger, der Vorsitzende der wiedergegründeten jüdischen Gemeinde in Freiburg, dem Amtsgericht Freiburg auf Nachfrage mit, dass nach den vorliegenden Informationen sowohl Lydia Bloch als auch ihr Mann Meier Friedrich im Oktober 1940 ins Lager Gurs und später in ein „Lager des Ostens“ deportiert worden seien.
Im Januar 1951 wurden die Eheleute Bloch durch das Amtsgericht Freiburg offiziell für Tod erklärt. Als Zeitpunkt ihres Todes wurde der Tag ihrer Deportation von Drancy nach Osten eingetragen: der 14. August 1942, 24 Uhr.