Juristische und poltische Aufarbeitung

1945 war der 2. Weltkrieg zu Ende.

Deutschland und die Nazis waren besiegt.

Die Sieger waren:

Diese 4 Länder haben zusammen gekämpft. Deshalb nennt man sie Alliierte.

Das Wort kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Verbündete.

Die Alliierten wollten die Täter bestrafen.

Die Täter mussten in Nürnberg vor Gericht.

Die Anklage war:
Verbrechen gegen die Menschheit.

Aber viele Täter waren bald wieder frei.

Sie konnten wieder in ihren Berufen arbeiten.

Einige Täter mussten erst viel später vor Gericht.

Zum Beispiel der Nazi Otto Adolf Eichmann.

Er hat befohlen Millionen Juden zu töten.

Er musste in Israel vor Gericht.

Bis heute sind noch nicht alle Täter verurteilt.

© Landesarchiv Speyer, J 74 5316
Verfügung des Oberstaatsanwalts, 11.10.1947

1945 war der 2. Weltkrieg zu Ende.

Kurz davor hat der Bürgermeister von Kandel gesagt:

Ich werde jeden Juden aus dem Ort ermorden.

Nach dem Krieg musste er deshalb vor Gericht.
Aber das Gericht wollte ihn dafür nicht bestrafen.

Das Gericht fand ihn nicht schuldig.
Auch viele andere Nazis wurden nicht bestraft.

Die Richter dachten genauso wie die Täter.

 

© Politisches Archiv, Auswärtiges Amt, B 83, Bd. 1351, Bl. 1-2
Brief der deutschen Botschaft in Bolivien an das Auswärtige Amt, 14.1.1966

In diesem Brief geht es um Klaus Barbie.

Er war ein Nazi-Chef.

Er hatte sein Büro in Lyon in Frankreich.

Dort hat er befohlen:
Foltert und tötet alle Gefangenen.

Deshalb hatte er den Namen:
Schlächter von Lyon. 
 

Nach dem Krieg hat er sich versteckt.
Er hat für Geheim-Dienste von vielen Ländern gearbeitet.

Dann ist er nach Südamerika geflohen.

Dort hat er unter falschem Namen gelebt:

Klaus Altmann.

Erst 1983 wurde er gefangen.

Französische Richter haben Klaus Barbie verurteilt.

Er musste für immer ins Gefängnis.

1991 ist er im Gefängnis gestorben.

© Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Freiburg, F 178/2, Nr. 165
Brief des badischen Justizministeriums an die französische Militärregierung, 5.10.1948

In diesem Brief geht es um Hans Helbig.

Er war Nazi-Chef in Villingen.

Dort hat er befohlen:

Alle Juden sollen ins Lager Gurs.

Nach dem Krieg sollte seine Mit-Schuld bewiesen werden.

Aber seine Mitarbeiter sagten nichts gegen ihn.

So musste er nur ein Jahr ins Gefängnis.

“Als ich in Frankreich von den Transporten der Juden aus Baden und der Pfalz nach Frankreich hörte, hatte man zunächst das Gefühl, dass diese Juden ein milderes Schicksal haben könnten als in Deutschland. Dann kamen die ersten Berichte über die Misshandlungen und Leiden dieser Juden in Lagern in den Pyrenäen. Als wir dann von Transporten in den Osten hörten, hieß es zunächst, dass es ihnen dort vielleicht besser gehen würde als in den Pyrenäen, denn wenn sie als Arbeitskräfte eingesetzt würden, müsste man sie zumindest etwas anständig behandeln.”

Aussage von Ernst von Weizsäcker, 1948, International Military Tribunal

Richard von Weizäcker war 10 Jahre Bundes-Präsident in Deutschland.

Sein Vater war Ernst von Weizäcker.

Ernst von Weizäcker war Chef in einem Nazi-Ministerium.

Er hat den Massen-Mord an den Juden mit-geplant.

Nach dem Krieg hat er sich vor Gericht verteidigt.

Er hat gesagt:

  • Den Juden in Gurs hatten es besser als in Deutschland
  • Ich habe geglaubt:
    Im KZ in Ost-Europa werden die Juden noch besser behandelt.
  • Dort wurden sie als Arbeits-Kräfte gebraucht.

Aber das war gelogen.

Denn als Nazi-Chef hat er die Wahrheit gewusst:

Im KZ wurden die Juden ermordet.

 

Kurt Lischka, der für die Deportationen aus Drancy nach Auschwitz-Birkenau verantwortlich gewesen war, lebte nach dem Krieg unbehelligt in Köln. Dort wurde er von Beate und Serge Klarsfeld aufgespürt. Weil weder eine Auslieferung nach Frankreich noch ein Verfahren in Deutschland möglich schienen, versuchten sie ihn 1971 zu entführen. Erst nach einer Gesetzesänderung konnte ein Verfahren vor dem Landgericht Köln eingeleitet werden. Der Prozess führte 1980 zu einer Gefängnisstrafe von zehn Jahren, von denen er zwei Drittel verbüßte. Lischka starb 1989 in Brühl.<br />
<br />
„Justiz, Entführung, Nr. 1“, 29.3.1971, Der Spiegel
© Der Spiegel
Kurt Lischka, der für die Deportationen aus Drancy nach Auschwitz-Birkenau verantwortlich gewesen war, lebte nach dem Krieg unbehelligt in Köln. Dort wurde er von Beate und Serge Klarsfeld aufgespürt. Weil weder eine Auslieferung nach Frankreich noch ein Verfahren in Deutschland möglich schienen, versuchten sie ihn 1971 zu entführen. Erst nach einer Gesetzesänderung konnte ein Verfahren vor dem Landgericht Köln eingeleitet werden. Der Prozess führte 1980 zu einer Gefängnisstrafe von zehn Jahren, von denen er zwei Drittel verbüßte. Lischka starb 1989 in Brühl.

„Justiz, Entführung, Nr. 1“, 29.3.1971, Der Spiegel
„Justiz, Entführung, Nr. 1“, 29.3.1971
© Der Spiegel
„Justiz, Entführung, Nr. 1“, 29.3.1971
„Justiz, Entführung, Nr. 1“, 29.3.1971
© Der Spiegel
„Justiz, Entführung, Nr. 1“, 29.3.1971

Das ist ein Artikel aus der Zeitschrift Spiegel.
Im Artikel steht:
Nach dem Krieg haben viele Nazi-Täter ganz normal weiter gelebt. 
Sie wurden fast nie bestraft.
Das deutsch-französische Ehepaar
Beate und Serge Klarsfeld waren dagegen.
Sie wollten die Mörder der Juden bestrafen.
Sie haben überall nach ehemaligen Nazis gesucht.
So haben sie auch Kurt Lischka in Köln gefunden.
Er hat damals befohlen:
20 Tausend Juden aus Gurs sollen in ein KZ.
Beate und Serge haben Kurt Lischka 1980 vor ein Gericht gebracht.
Er musste 10 Jahre ins Gefängnis.
Er ist 1989 gestorben.

Beate und Serge Klarsfeld haben auch andere Nazi-Täter wieder entdeckt.
Zum Beispiel: Kurt Georg Kiesinger.
Er war damals Nazi.
Nach dem Krieg war er aber auch deutscher Bundeskanzler.
Beate Klarsfeld hat ihn angeklagt.
Sie hat ihn in der Öffentlichkeit geschlagen.
Dabei hat sie Nazi gerufen.

© Neue Zürcher Zeitung
„Tod des Kollaborateurs und Ministers Papon“, 19.2.2007

Das ist ein Artikel aus der Neuen Züricher Zeitung.

Auch französische Nazi-Täter haben nach dem Krieg ganz normal weiter gelebt.

Zum Beispiel: Maurice Papon.

Er hat in der Nazi-Zeit 1.600 Juden in KZs verschleppen lassen.

Nach dem Krieg wurde er in Frankreich Minister.

Erst spät gab es Beweise gegen ihn.

Aber er war krank.

Deshalb musste er nur 3 Jahre ins Gefängnis.

Die Mehrzahl aller Nazi-Täter kamen ohne Strafe davon.

Sie hatten nach dem Krieg hohe Posten in Frankreich.

© Le Monde
„Der Staat und die Juden“, 18.7.1995

Das ist ein Artikel aus der Zeitung Le Monde.

In dem Artikel steht:

Keine französische Regierung hat die Mit-Schuld zugegeben.

Erst Präsident Jaques Chirac hat das 1995 getan.

© Birgit Franz und Georg Maybaum, Deidesheim
Foto einer Friedhofsführung durch Marc Weigel vor dem Grabstein von Josef Bürckel, 2014

Das Foto zeigt Menschen auf einem Friedhof.

Der Friedhof ist in Neustadt an der Weinstraße.

Die Menschen stehen vor einem Grab.

Das Grab ist von Josef Bürckel.

Er war ein hoher Nazi-Chef.

Er hat viele Verschleppungen von Juden organisiert.

Trotzdem hat ihm die Stadt-Verwaltung nach dem Krieg ein Grab-Denkmal gebaut.

Viele Menschen finden das falsch.

Aber das Grab-Denkmal steht immer noch.